Die Entstehung des Snozelens

Die Entstehung des Snoezelen

 

nach Ad Verheul

 

Mitte der 70er Jahre wurde man auch in den holländischen Anstalten für Geistigbehinderte immer stärker mit dem Problem der Schwerstbehinderten konfrontiert.

Es bestand vor allem ein Mangel an Aktivitäten, die den Bedürfnissen und Möglichkeiten dieser Personengruppe angemessen war, da die Beschäftigungs- und Freizeitangebote, die von leichter Geistigbehinderten- zumindest in abgewandelter Form- genutzt werden konnten, für Schwerstbehinderte keine Bedeutung haben.

Da die Suche nach neuen Aktivitäten für Schwerstbehinderte das Problem vieler Anstalten war, entwickelten sich verschiedene Ansätze des Snoezelens ungefähr gleichzeitig in verschiedenen Einrichtungen, deren Erfahrungen erst einige Zeit später untereinander ausgetauscht wurden.

 

Ein erste Projekt und zugleich auch die Bezeichnung „Snoezelen“ entstand 1974 in der Anstalt „Haarendal“ im Bereich des Entspannungsdienstes aus dem Gedanken heraus, dass es hier nicht um körperliche Anstrengung der Bewohner gehen sollte , sondern um ihre Erlebnismöglichkeiten und Entspannung. Man setzte sich zum Ziel, den Behinderten das Erleben von Wohlsein zu ermöglichen, indem man versuchte eine Situation zu schaffen, in der sie zu der einen oder anderen Art von Aktivität kommen konnten, wo sie aber auch einfach nur passiv genießen durften.

Erreicht werden sollte dieses über die Anregung der sinnlichen Wahrnehmung. So wurde vom so genannten Entspannungsdienst der Anstalt mit Hilfe von 2 Zivildienstleistenden, Niels Snoek und Klaas Schenk und dem Leiter des Entspannungsdienst, Rein Staps das erste Projekt in der Aula organisiert, wo mit Hilfe von Licht, Musik, Gerüchen und Gegenständen eine Traumatmosphäre geschaffen wurde, in der es Stimuli für jeden Sinn gab,z.B.:

 

  • Visuelle Stimuli :Abgedunkelte Räume, Flüssigkeitsdias, Spiegel

  • Auditive Stimuli: Ruhige Musik

  • Taktile Stimuli: Bällchenbad, Heu, Hängematte

  • Geruchsstimuli: Weihrauch, Parfüm 4711

  • Geschmacksstimuli:Geschmacklich verschiedene Lebensmittel

 

Kreative Gestaltung war gefragt, da wenig Geld zur Verfügung stand. Dieses Projekt lief durchaus erfolgreich, wurde aber nach Ablauf der Dienstzeit der Zivildienstleistenden wegen Zeit- und Personalmangel eingestellt.

 

In der Einrichtung „Piusoord“ wurde die Idee später aufgegriffen und weiter ausgearbeitet. Diese Anstalt stellte das Snoezelen unter diesem Namen auf einer Tagung des NGBZ (Nederlands Genootschap ter Bestudering van de Zwankzinnigheid en de Zwakzinningenzorg) zum Thema Spiel im März 1979 vor und lud die dort versammelten Mitarbeiter zum Mitmachen ein.

 

Dort lernten Ad Verheul und Jan Hulsegge und die Mitarbeiter von De Hartenberg den Begriff kennen und stellten fest, dass sie sich selbst bereits schon einige Jahre mit genau denselben Vorstellungen beschäftigt haben.

Da der Bedarf an Aktivitäten für Schwerstbehinderte sich oft auch deutlich bei den jährlich stattfindenden Sommerfesten der Einrichtung gezeigt hatte – wo es zwar ein buntes reichhaltiges Programm gab,ohne das diese Behindertengruppe entsprechend berücksichtigt werden konnte- war man zu der Idee gekommen, einmal mit Hilfe primärer Sinnesreize eine Welt zu kreieren, in der die Schwerstbehinderten sich wohlfühlen könnten.

Diese Idee wurde in De Hartenberg 1978 beim Sommerfest erstmalig in die Tat umgesetzt. Man stellte ein großes Zelt auf, in dem Angebote für die verschiedenen Sinneserfahrungen bestanden. Erst auf dem genannten Kongress erfuhr man von den Bemühungen der anderen Anstalten, bekam zusätzliche Informationen und übernahm den Begriff „Snoezelen“.

Im August 1979 fand im Rahmen des nächsten Sommerfestes wieder ein 10tägiges Snoezelprojekt statt, für das viele der Snoezelen-Objekte selbst hergestellt wurden.

Aufgrund der großen Erfolge, d.h. der positiven Wirkung auf die Schwerstbehinderten, die dieses Angebot nutzten, wurde in allen folgenden Jahren wieder ein meist 14tägiges Projekt organisiert, bis man Februar 1984 in eigenen Räumen die Möglichkeit zum Snoezelen permanent anbieten konnte.

Durch Tage der „Offenen Tür“, Berichte über verschiedene Projekte und grundsätzlichen Informationsaustausch wurde das Snoezelen schnell in anderen Einrichtungen bekannt.

 

nach Ad Verheul „Snoezelen-Materialien selbstgemacht“